Sylvesterpunsch

Sylvesterpunsch ist die 12. Folge von Ein Herz und eine Seele. Sie wurde am 31. Dezember 1973 ausgestrahlt und war die erste Folge, die in Farbe und im ersten Programm der ARD ausgestrahlt wurde.

Darsteller:

Inhalt:

Während am Silvester-Abend das Essen gekocht wird, macht Alfred Punsch. Entgegen seiner Gewohnheit will er dieses Jahr die Neujahrsansprache nicht sehen, weil sie von einem Sozialdemokraten kommt. Als er sich mit seinem Punsch den Fuß verbrennt, kühlt er ihn in der Kartoffelschüssel. Während des Essens gibt er sein gesammeltes Wissen über Gastarbeiter preis. Dann trinkt er seinen Punsch alleine aus. Obwohl betrunken, tanzt er mit Else Tango, bis er die Deko von der Decke holt.

Video:

Referenzen:

  • Die Folge wird mit Alfreds berühmten „Pass doch auf, du Arschloch“ eröffnet; die erste von drei Erwähnungen.
  • Das Palais Schaumburg (4:10) war zur damaligen Zeit der Dienstsitz des Bundeskanzlers in Bonn.
  • Else verwechselt den ehemaligen Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger (CDU) mit dem damaligen US-amerikanischen Außenminister Henry Kissinger. Wenn Alfred meint, Kiesinger sei „genau das Gegenteil“ (4:42) eines Juden, dann spielt er auf dessen NSDAP-Vergangenheit an. Kissinger hingegen musste während dieser Zeit in die USA emigrieren.
  • Adenauer starb 1967, Erhard und Kiesinger lebten zur damaligen Zeit noch (bis 1977 respektive 1988).
  • Alfred erwartet, dass sich die Kinder die Neujahrsansprache von Bundeskanzler Willy Brandt im Fernsehen anschauen, da sie ihn ja gewählt hätten. „Willy wählen“ war der Wahlkampf-Slogan der SPD zur Bundestagswahl 1972. Der Bundeskanzler hält seit 1970 die Neujahrsansprache, zuvor übernahm dies der Bundespräsident. Die Titulierung Brandts als „norwegischer Immigrantenkanzler“ (8:02) rührt aus dessen Exilzeit in Norwegen während des Nationalsozialismus, als er auch die norwegische Staatsbürgerschaft erhielt.
  • Alfred verwechselt den Journalisten Friedrich Nowottny (damals Moderator des Berichts aus Bonn) mit dem sowjetischen Politiker Nikolai Podgorny (damals Vorsitzender des Präsidiums des Obersten Sowjets). Die Kalmücken (8:58) sind eine Volksgruppe auf damaligem sowjetischem Staatsgebiet.
  • Willy Brandts damalige Ehefrau Rut wird von Else erwähnt (10:05).
  • Laut Alfred habe es zuletzt für Lenin (11:15) einen Sonderzug für „einen einzigen Immigranten“ gegeben. Damit spielt er auf dessen Zugfahrt im Jahre 1917 aus der Schweiz in Richtung Russland über deutsches Staatsgebiet an.
  • Michael zählt die SPD-Politiker Walter Arendt (damaliger Arbeitsminister, gelernter Bergmann) und Georg Leber (damaliger Verteidigungsminister, gelernter Maurer) als Beispiele für gelungene Karrieren auf (12:50).
  • Willy Brandt war tatsächlich als Journalist tätig.
  • Wenn Alfred meint, Brandt schenke „den Russen“ die deutschen Ostgebiete, dann spielt er auf den Warschauer Vertrag von 1970 an, in dem – gegen die scharfen Proteste der Unionsparteien – die Oder-Neiße-Linie als deutsch-polnische Grenze akzeptiert wurde.
  • Die Szene mit Alfreds Fuß in der Schüssel wurde aus Das Hähnchen übernommen.
  • Man erfährt (19:00), dass Alfred und Else im Jahr 1949 geheiratet haben und daher im kommenden Jahr silberne Hochzeit feiern. Dies ist ein Widerspruch zur älteren Folge Silberne Hochzeit; hier wurde die Chronologie der Serie, vermutlich durch den Senderwechsel, um ein Jahr nach hinten geschoben.
  • Else erwähnt die Beerdigung von Nachbarin Oma Putz (19:35).
  • Frau Suhrbier wird erwähnt (20:00); hier erfährt das bundesweite Publikum zum ersten Mal, dass diese in Alfreds Augen eine Sozialistin ist. Sie hat demnach neulich sogar gegen hohe Preise demonstriert.
  • Alfred hält Michaels Freunde für „Komsomolzen und Hippies“; Komsomol war der Name der kommunistischen Jugendorganisation der UdSSR.
  • Rita erwähnt (24:25) den „Anwerbestopp“ für Gastarbeiter vom November 1973. Dieser galt allerdings tatsächlich nicht für Italien.
  • Alfred erwähnt Koslowskis Erlebnis mit einem Taxifahrer (25:15).
  • Rita erwähnt (26:19) den damaligen israelischen Verteidigungsminister Mosche Dajan.
  • Else nennt Dr. phil. Gerhard Stoltenberg (CDU), den damaligen Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, „Stolzenberg“ (27:00), und wird von Alfred korrigiert.
  • Alfred ist von Michaels ständigem „Klassenkampf“ genervt und vergleicht ihn mit Rosa Luxemburg (27:45).
  • Elses Erinnerung an eine Hochzeitsfeier, nach der sie Alfred in dessen Vollrausch ins Bett tragen musste, was Alfred anders in Erinnerung hat (er sei „getreten und geschubst“ worden), wird auch in Die Beerdigung erwähnt, allerdings in Zusammenhang mit einer Beerdigung.
  • Der „Raub der Sabinerinnen“ gehört zum Gründungsmythos der Stadt Rom, womit Else jedoch nichts anfangen kann.
  • Alfred singt, wie man es zur damaligen Zeit von konservativen Personen erwarten konnte, die erste Strophe des Deutschlandlieds als Nationalhymne.
  • Michael hat dieses Lied jedoch nur beim Fußball gehört; Alfred erwähnt im Zusammenhang mit ihm die Internationale, ein Lied der Arbeiterbewegung aus dem 19. Jahrhundert.
  • Alfred erwähnt das Kinderlied Fuchs, du hast die Gans gestohlen als Gegenbeispiel für eine feierliche Hymne.
  • Alfred nennt Michael „Mister Juso“ (34:00), nach der Jugendorganisation der SPD.
  • Else wünscht sich, dass auf der Silvesterfeier „nicht nur so moderne Sachen gespielt werden, wie Paul Kuhn“. Tatsächlich hatte Paul Kuhn seine größten Hits in den 1950er und frühen 1960er Jahren. Zu seinen bekanntesten Liedern zählen „Der Mann am Klavier“ (1954) und „Es gibt kein Bier auf Hawaii“ (1963).
  • Michael meint, Alfred sollte einen Krakowiak tanzen, einen polnischen Volkstanz.
  • Michael spielt auf dem Plattenspieler das Lied Rainy Day Women #12 & 35 von Bob Dylan (1966) an.
  • Sarrasani war einer der berühmtesten Zirkusse in Deutschland.

Wissenswertes:

  • Sylvesterpunsch war die erste Folge, die in Farbe ausgestrahlt wurde.
  • Sylvesterpunsch war auch die erste Folge, die im ersten Programm der ARD gezeigt wurde. Durch das nun deutlich vergrößerte Publikum wurden in vielen farbigen Folgen inhaltliche Elemente aus den älteren Episoden übernommen.
  • Die Folge wird bis heute jährlich von diversen ARD-Anstalten an Silvester wiederholt.
  • Im Episodentitel ist das Wort Silvester falsch geschrieben; laut Duden kommt die Schreibweise mit y nur beim gleichlautenden Vornamen vor.
  • Die Gags über Willy Brandts Reisekosten und Schulbildung sowie über Lenin wurden aus der Schwarzweißversion von Urlaubsvorbereitung übernommen.
  • Michael macht sich zwei Mal über Alfreds Körpergröße lustig (12:30 und 33:45).
  • Die Szene mit dem Kleid wurde aus Silberne Hochzeit übernommen. Nur ist das Kleid hier blau. Bei der Silbernen Hochzeit war von einem grünen Kleid die Rede.